Reisebericht Mexiko 2003


Die Fab 4

Wann: 8.10.2003 - 22.10.2003

Anreise nach Mexiko DF: 8.10.

Baja California: 9.10. - 11.10.

Morgens Flug von DF noch San Jose del Cabo. Dort Unterkunft im alten Dorfkern im El Encanto Inn - sehr empfehlenswert. Direkt gegenüber gibt es beim Bäcker die feinen Teilchen für das Frühstück, und den Kaffee gleich dazu! Der Strand ist ca. 1km entfernt und noch nicht ganz mit Hotelanlagen verbaut. Er eignet sich mehr für Strandspaziergänge als zum Baden. Ich erinnere mich gerne an den Samstag Abend in der Bar auf dem Dach mit Liveband und guter Stimmung zum Wochenende (getanzt wurde allerdings nicht).

Am nächsten Tag Ausflug mit dem Auto nach Cabo San Lucas. Cabo ist vollkommen amerikanisiert, pralles Silikon, das von der Freundin schon einmal bewundernd abgetastet wird. Aber es ist mehr los am Strand als in San Jose. Hier gibt es auch Strandbars, die man sonst vermisst. Auf dem Weg nach Cabo liegt der Strand Santa Maria, eine traumhafte Bucht (ohne Schatten) zum Baden und Schnorcheln. Fische gibt's ohne Ende. In der Mittagszeit ankern viele Ausflugsboote in der Bucht. Der nahegelegene Playa Chileno soll ruhiger sein, wohl auch, weil die Abfahrt dorthin schwieriger zu finden ist. Prinzipiell kann man auch den Bus nehmen und sich absetzen lassen, bzw. auf der Rückfahrt einen Bus anhalten.

Am dritten Tag, Samstag, Fahrt nach La Paz und Organisation der Überfahrt nach Los Mochis. Das war etwas aufwendiger. Die Informationen reichten von Fähren-fahren-nur-nach-Mazatlan (ca. 6h Busstunden südlich von Los Mochis) bis Fahren-gar-Nicht. Nach vielfachem Nachfragen ging dann doch noch spät nachts eine Fähre nach Topolobambo, dem Hafen bei Los Mochis. Der Hafen von La Paz liegt in Pichilingue, ca. 10 km außerhalb, und Mexikos Kriminalität im Hinterkopf macht die nächtliche Taxifahrt in die Pampa etwas spannend. Bis dahin war Lesen am Stadtstrand und der Samstagabendtrubel an der Strandpromenade angesagt. Drogenangebote haben wir dankend abgelehnt. Beinahe hätten wir dann die Fähre verpaßt, da zwei Uhr morgens gerne mit 12 Uhr verwechselt wird ("a las dos" und "a las doce" - der Spanier hätte das "doce" wenigstens feucht ausgesprochen). Es hätte sogar Schlafkabinen gegeben, aber dafür hat das Bargeld nicht mehr gereicht, und Kreditkarten werden an Bord nicht angenommen. Es blieb also nur die unterkühlte Pullmannklasse mit Fernsehdröhnung. Mit einer Isomatte hätte man sich besser auf den Deckboden im Freien gelegt. Es war nämlich auch nachts schön warm, das Meer spiegelglatt und keine Wolke hat die Sicht auf die Sterne behindert.

Los Mochis - Playa Marivi - El Fuerte: 12.10.

Früh morgens - ca. 7 Uhr - Ankunft in Topolobambo. Um den Transport von Topo nach Los Mochis muß man sich keine Gedanken machen. Die Geier warten schon. Der Bus ist meines Erachtens die beste Wahl. Gepäck hinten rein oder oben drauf, sich selbst noch reinzwängen und los geht der Spaß. Danach haben wir in Los Mochis das Gepäck untergebracht und sind wieder mit dem lokalen Bus zurück an den Strand Marivi. Der Fahrer sitzt auf Seilen, die um das Stuhlgestell gespannt sind, und setzt einen an einer Abzweigung ab. Dort muß man auf den Bus zum Strand warten, obwohl eigentlich Playa Marivi als Ziel am ersten Bus angeschlagen war. Der Strand selbst ist zwar nicht so schön wie in Baja, aber dafür gibt es dort Strandrestaurants (erstaunlich, wie laut die Musik aus einer Musikbox sein kann), Pelikane und Delphine und vor allem sehr viel mehr Lokalkolorit. Hier kommen die Mexis her, um an den Strand zu fahren (selbst mit dem Zugwagen des LKWs) und um zu essen.

Am Nachmittag zurück nach Los Mochis, Gepäck geschnappt und mit dem Bus weiter nach El Fuerte. In diesem Kolonialstädtchen ist es viel schöner als in Los Mochis, und man kann morgens auch dort in den Zug nach Creel steigen. Abends wird um den Zocalo flaniert (immer und immer wieder, die Schwachen ändern auch mal die Drehrichtung). Untergekommen sind wir im San Francisco Soundso. Das hat eine freundliche Atmosphäre und einen schönen Innenhof, von wo aus man direkt in die Zimmer gelangt. Die Türen von innen bitte mit Bedacht öffnen, sonst hat man den Griff in der Hand.

Barranca del Cobre: 13.10. - 17.10.

Eines der eigentlichen Ziele des Urlaubs war die Zugfahrt mit dem "Chepe" von Los Mochis (bzw. eine Station später El Fuerte) nach Creel zur Kupferschlucht - Barranca del Cobre. Diese Zugfahrt ist absolut atemberaubend und ein Muß. Sechs bis acht Stunden Fahrt hinauf in die Berge auf ca. 2500m, durch etliche Tunnelle. Es fahren zwei Züge, zuerst die Erste Klasse, dann die Zweite. Der Erste-Klasse-Zug ist deutlich weniger verspätet als der Zweite, dafür aber überwiegend von amerikanischen Rentnergruppen heimgesucht. Zur Sicherheit ist Polizei mit an Bord. Der Zug fährt bis Chihuahua, aber wir sind in Creel ausgestiegen, um von dort die nächsten Tage mehrere Ausflüge zu starten.

Für den ersten Tag haben wir uns Mountainbikes in den Kopf gesetzt. Das Ausleihen hat allerdings gedauert. Man darf nämlich nicht glauben, daß für 10 US$ am Tag auch ein funktionsfähiges Rad angeboten wird. Nein, es wird das Rad so angeboten, wie es da eben gerade steht. Ohne jegliche Kenntnis, ob Bremsen, Tretkurbeln oder ähnlich unwichtige Teile auch nur annähernd in Ordnung sind. Nachdem wir die Mängel entdeckt hatten, wurde vom Verleiher das Leatherman gezückt (hochwertige Werkzeuge wie Gabelschlüssel? Nein danke) und von vier Rädern konnten zwei repariert werden. Zwei weitere Räder wurden dann noch von woanders besorgt und mittags konnte es dann endlich losgehen. Daraus wurde dann noch ein schöner Ausflug zu Tarahumara-Höhlen und Felsformationen sowie mit einer Querfeldeinfahrt zum Lago Arareko (der viel kleiner ist als gedacht und auch sonst weniger hergibt). Das erhältliche Kartenmaterial beschränkt sich auf Handskizzen, ist aber ausreichend. Zumindest die Karte aus dem Best Western. Wir hatten den ganzen Tag treue Begleitung von zwei Dorfhunden, die selbst bei der schnellen Rückfahrt auf der Straße nicht aufgaben. Respekt, sie haben jedes Stück Müsliriegel verdient, auch wenn die Hartherzigen unter uns da anderer Meinung waren. Leider haben sie abends dann nicht gewartet, bis wir mit den Essensresten aus dem Restaurant kamen.

Der Hammer folgte allerdings die nächsten beiden Tage. Der Ausflug nach Batopilas, einem Ort tief unten im Schluchtengebiet. Man fährt ca. 5-6h, das meiste davon auf ungeteerter, schmaler Straße hinab in die Täler. Hier fehlen zur Beschreibung eigentlich die Worte. Wer das nicht gemacht hat, der war nicht dort. Nicht wirklich. Der Einsame Planet spricht von einem "thrilling ride". Das war es, in der Tat! Auf alle Fälle nachdem das Auto hinten einmal ausgebrochen ist und wir kurz vor dem Abhang zum Stehen kamen. Mein Blick ging kurz zum Türgriff, aber letztendlich war ich doch wie gelähmt. In Batopilas war dann eine kurze Gedenkminute in der Dorfkirche fällig.

Batopilas selbst ist ein kleines, sehr einfaches aber nicht armseliges Dörfchen, das weniger tropisch eingebettet ist, als es die Touranbieter evtl. anpreisen. Dennoch, die Stimmung dort ist gut, die Leute sehr freundlich, insbesondere auch im Cafe Caroline (Corinna?) am kleinen Plätzchen am Dorfende. Läuft man die Dorfstraße entlang, sollte man einen Blick in die verkommene Spielhalle mit seinen alten Billardtischen werfen. Auch der Ausflug zur verlorenen Kathedrale lohnt sich. Den kann man am Folgetag morgens machen, bevor man sich auf die Rückfahrt begibt. Es kann aber sein, daß der Fahrer im Sommer schön früher fahren möchte, um der Mittagshitze zu entgehen. Darüber sollte man dann verhandeln.

Von Batopilas aus kann man wohl auch Mehrtageswanderungen unternehmen. Genau wie in Creel findet man aber kein Wanderwegenetz mit dazugehörigen Karten vor. Übrigens sollen die Einwohner nicht nur vom Tourismus, sondern auch vom Drogenanbau leben, so zumindest unser Fahrer. Gemerkt habe ich davon nichts.

Nach diesen zwei Tagen ging es am nächsten Tag gleich weiter zum Wasserfall von Basaseachi. In einem schön gelegenen Kessel fällt das Wasser ca. 250 - 300m in die Tiefe. Auch das ist ein Muß. Vor allem sollte man sich die Zeit nehmen und nach unten wandern. Es ist traumhaft. Wie es bei Wasserfällen eben ist: Sprühregen, bei Sonnenschein mit Regenbogen, und ewig könnte man dem fallenden Wasser zusehen. Die Fahrt dahin ist ebenfalls kein Zuckerschlecken (ca. 3h), die Straße ist aber ausgebaut und geht durch weite Hochebenen und Apfelplantagen. Von Äpfeln lebt die Region. Auf dem Rückweg kann man sich gleich Richtung Chihuahua fahren lassen. Wir haben in Cuauhtemoc übernachtet. Die Stadt bietet nichts besonderes, ist aber keine schlechte Übernachtungsstation auf dem Weg nach Chihuahua. Es sieht hier sehr viel amerkanischer aus als bisher auf der Reise. Man trägt fast nur noch Westernstiefel mit den dazu passenden Gürteln und Strohhüten.

Chihuahua: 18.10. - 19.10.

Am nächsten Vormittag ging es mit dem Bus nach Chihuahua. Die großen Hotels bieten am Wochenende günstige Sondertarife. Im Zentrum um die Plaza de Armas, bei der Kathedrale, befinden sich einige schöne Kolonialbauten und eine Fußgängerzone, in der es wieder unendlich viele Boots zu kaufen gab. Das Rathaus zeigt Murales (Wandmalereien) zur Revolutionsgeschichte. Dennoch fand ich Chihuahua zunächst nicht so reizvoll. Von der schöneren Seite zeigt es sich erst auf den zweiten Blick, wenn man sich z.B. aus dem historischen Zentrum hinaus begibt und zum Museo Casa de Villa läuft. Das Museum ist sehr interessant, es zeigt die Geschichte des Nordrevolutionärs Pancho Villa. Auf dem Weg dorthin kommt man auch am Ausgehboulevard Paseo Bolivar vorbei. Auf dem Stadtplan der Touristeninformation sind noch andere Ausgehviertel eingezeichnet. Es lohnt sich eventuell, am Wochenende die Stadt dort noch weiter zu erkunden.

Mexiko DF: 20.10. - 22.10.

Da ich in DF schon früher einmal war, bin ich nicht mehr ganz so neugierig gewesen, und ich habe mir Teotihuacan auch nicht noch einmal angesehen. DF ist ein Moloch und sicher nicht jedermanns Sache. Der Anflug auf das nächtliche Lichtermeer ist auf alle Fälle "muy" beindruckend. Der Straßenverkehr stressig. Aber man kommt durch, am besten einfach mit der U-Bahn.

Für den (freien) Eintritt zum Palacio am Zocalo - hier sind ebenfalls etliche Murales zur Mexikanischen Geschichte zu sehen, eines davon von Diego Riviera - benötigt man einen Ausweis oder zumindest eine Kopie davon. Der Markt und die Shamanen um den Zocalo sind auch sehenswert. Vom Zocalo aus kann man die Stadtrundfahrt mit dem "Turi-Bus" (der heißt so) starten. Allerdings ist die mehrsprachige Führung vom Band eher mager. Dennoch, gut am Turi-Bus ist, daß man durch viele verschiedene Viertel kommt und an jeder Haltestelle aus- und in einen der nächsten Busse später wieder einsteigen kann. Wir sind in Condesa abgesprungen und haben uns in eines der zahlreichen schönen Straßenbistros gesetzt (wo wir seltsamerweise zweimal gefragt wurden, warum wir als Touristen diesen Ort ausgesucht haben und warum wir dies und das essen? Angeblich eine Schülerumfrage im einen und eine Kundenbefragung im anderen Fall, obwohl der Fragende nicht ins Bistro zurück ging).

Im Viertel Coyacan geht es sehr europäisch zu. Kleine Straßen mit schönen alten Häusern, Straßencafes und Restaurants, sowie einem Markt mit gutem Fischrestaurant, etc. Hier kann man durchaus ein bis zwei Tage durch die Straßen schlendern und die Museen von Frida Kahlo und Leo Trotzki besichtigen, Postkarten schreiben und den Urlaub selbst im Trubel von DF etwas ruhiger ausklingen lassen.

Aber, wer die Großstadt absolut nicht mag, der könnte am Ende des Urlaubs ja auch nochmal an den Strand. Zurück nach Baja, oder in den Süden nach Puerto Angel?

Tipps/Hinweise: Spanischgrundkenntnisse helfen ungemein, mit Englisch kommt man nicht überall weiter. Es war eine gute Reisezeit und wenig los. In Creel wird es damit für Alleinreisende evtl. schwieriger, die gewünschte Tour zu organisieren, bzw. entsprechend viele Mitfahrer zu finden. Die Kriminalität in Mexiko verlangt eine gewisse Vorsicht und einen gesunden Menschenverstand. Am Wochenende ist abends viel los, unter der Woche ist es eher ruhig. Wer wie ich nicht schon einmal in Mexiko war, der wird höchstwahrscheinlich den schönen Standardtripp von DF über Oaxaca und Palenque in die Karibik machen und sich all die Maya-Stätten anschauen. Diese Strecke bietet neben viel Kultur ebenfalls auch Natur.

Was sagt der Einsame Planet zu Mexiko?

Landkarte Mexiko

nach oben
weitere Reisen